Es liegt ungefähr 14 Jahre zurück, da standen eines Tages - wir waren noch auf dem Hof in Altweidelbach - zwei junge Frauen mit drei Hunden an den Leinen vor unserer Tür. Es handelte sich um eine wunderschöne hellblonde Hündin in der Größe eines Schäferhundes mit ihren beiden Welpen. Ihr Fell hatte die Farbe eines Rehs im Winterkleid. Man erzählte uns, die Hündin sei aus Teneriffa und habe ein furchtbares Leben in Qualen hinter sich. Sie wurde zwar nach Deutschland "gerettet", ab leider an Menschen vermittelt, die es nicht so gut mit ihr meinten. Sie wurde gedeckt und brachte 11 Welpen zu Welt, die wiederum in eine ungewisse Zukunft vermittelt wurden. Man sah da nicht so genau hin, Hauptsache, die Kasse stimmte. Natürlich nahmen wir die drei Hunde sofort bei uns auf. Wir wollten sie nur in allerbeste Hände geben. Die blonde Mama nannten wir "Gina", ihre beiden Kinder "Senta" und "Asta".
Gina war total verängstigt, sie verkroch sich ständig und lief nur mit eingezogener Rute herum. Vor meinem Mann oder Männern überhaupt reagierte sie geradezu panisch. Wir kümmerten uns sehr um die Tiere. Sie taten uns unendlich leid.
Eines Tages brachte uns eine Tierschützerin noch einen dritten Hund aus Ginas Wurf. Er war in sehr schlimme Zustände vermittelt worden. Zu Menschen, die den Kleinen nicht fütterten und ihn quälten. Fox nannten wir ihn.
Asta konnten wir in wunderbare Hände vermitteln. Es geht ihr gut. Sie ist schon ein altes Mädchen und von Zeit zu Zeit besucht Frauchen uns mit Asta und Familie oder wir bekommen Post .
Gina hat sich eng mit mir angefreundet und wurde zu meinem Schatten. Wir waren unzertrennlich. Wenn ich zur Arbeit ging, warteten Gina und die kleine Lulu voller Sehnsucht am Fenster.
Senta und Fox aber entwickelten folgende Strategie: lammfromm und lieb wie sie waren, zeigten sie den "bösen" Hund, sobald Interessenten für sie kamen. Kein Mensch wollte sie deshalb bei sich aufnehmen. Also blieben auch sie auf unserem Hof. Viele Jahre lebten sie mit uns und den anderen Hunden im Rudel.
Es kam die Zeit in der wir Altweidelbach verließen und mit allen Tieren nach Budenbach umzogen. Fox war sehr herzkrank. Er musste täglich Tabletten nehmen und eines Tages, wir waren noch nicht lange auf dem Gnadenhof, ist er friedlich gestorben.
Gina und Senta liebten sich innig, beide liebten mich und ich liebte sie. Es war im Sommer 2009. Ich hatte meine Mittagsarbeit soweit erledigt, aber mir ging es nicht gut. Da alle Tiere in
Ordnung und versorgt waren, legte ich mich ein wenig auf die Couch. Nach einiger Zeit kam Sylvia und sagte, dass wir mit Senta zum Arzt müssen, weil sie nicht richtig atmet. Sofort fuhren wir
los.
In der Tierarztpraxis angekommen untersuchte unser Doktor Senta und empfahl uns sofort in die nächste Tierklinik. Senta hatte Flüssigkeit im Bauchraum. In der Klinik stellt man fest, dass es sich
bei der Flüssigkeit um Blut handelte. Ein großer Tumor an der Leber blutete und man wollte Senta sofort einschläfern. Senta sah mich mit ihren wunderschönen Bernsteinaugen an und ich brachte es
nicht über mich, sie in der Klinik einschlafen zu lassen. Wenn es wirklich sein musste, dann sollte es zu Hause in gewohnter Geborgenheit geschehen. Als wir in Budenbach ankamen, begrüßte uns
Gina voller Freude. Senta gab ihrer Mama einen Nasenstupser, ging zum Fressnapf und futterte. Wir staunten und freuten uns.
Vier wunderschöne Wochen durften wir noch miteinander genießen. Der Tumor hatte aufgehört zu bluten. Unser Doktor sagte uns, solange es so gut geht, sie futtert und keine Anzeichen von Schmerzen zeigt, können wir noch beieinander bleiben.
Aber es kam wie es kommen musste. Eines Tages war es soweit. Ich wusste es ist unsere letzte Stunde miteinander. Gina, Senta und ich. Der Doktor kam und erlöste sie. Lange waren wir noch bei Senta und nahmen Abschied. Wir waren voller Traurigkeit.
Auch Gina ging es ganz plötzlich nicht gut. Aber man konnte keinen genauen Befund nennen. Sie war nun 15 Jahre alt. Einige Male kam der Doktor oder wir fuhren zu ihm. Sie wurde behandelt mit allem, was gut war für diesen eigenartigen, nicht zu deutenden Zustand. Ich wusste sie wollte gehen. Das Leben ging immer mehr aus ihr. Untröstlich war ich.
Es war ein warmer Spätherbsttag. Meine Gina lag auf einer Decke bei mir. Wir sahen uns an und wussten dass der Abschied naht. Es wurde Nacht. Und Gina legte sich neben mein Bett. Das tat sie
immer. Ich ging schnell nach oben, um mich umzuziehen. Mit Sylvia und Mascha redete ich noch eine Weile. Dann zog es mich zu meiner Freundin. Als ich in das Zimmer kam richtet sie sich auf, sah
mich mit ihren guten Augen an, als wollte sie mir sagen: "Da bist du ja! Ich habe auf dich gewartet". Und dann ging sie für immer.
GESCHRIEBEN VON: LINDA